Nie gehört, hätte ich noch vor ein paar Tagen gesagt. Aber in Ermangelung neuer Wanderideen bin ich einigermaßen systematisch auf meiner offline gespeicherten Open-Street-Map Karte von Samos auf die Suche nach mir noch unbekannten Wegen gegangen. Nachdem in den meisten Ecken eher weniger eingepflegt ist als mir selbst bekannt ist, war ich überrascht, einen relativ langen Wanderpfad von Kondakeika aus, auf einen mir unbekannten Berg zu finden. Das weckte mein Interesse, denn anscheinend gab es dort nichts als den Weg und evtl. eine gute Aussicht – keine Kapelle, keine Taverne, kein Wasserfall – einfach nichts! Das ist für hiesige Verhältnisse sehr seltsam. Ich tippte dann noch auf Militär, aber da wäre der Weg nicht in OSM eingetragen.
Also hin und nachschauen.
Als ich den Berg sah, fiel mir auch ein, dass ich ihn schon tausendmal gesehen hatte. Von Ydroussa aus, von Karlovasis (z. B. erst gestern) oder von der Küstenstraße aus. Er ist nicht zu übersehen. Ich wäre aber aufgrund des felsigen Äußeren bisher nie auf die Idee gekommen, dass dort ein Wanderweg hoch geht. Noch dazu weiß ich von der Ydroussa-Waldkapellenwanderung, dass es dort oben vor ein paar Jahren gebrannt hat. Das sind keine guten Voraussetzungen für einen Wanderweg.
Geparkt wurde das Vehikel am abenteuerlich über eine Betonrampe erreichbaren Dorfparklatz – oder besser gesagt kurz davor, weil mir die ungesicherte Rampe wieder mal nicht geheuer war…
Der Weg geht erstmal zum Friedhof und schraubt sich dann, bald als Staubstraße, weiter den Hang hoch. Plötzlich steht man am Fuß des Berges an einer Kreuzung die es in den Karten nicht gibt. Ich vermute es geht hier rechts weiter in den Wald über Ydroussa. Mein Weg geht sowieso links, noch ein wenig hoch und dann laut Karte scharf rechts den Hang hoch. So war es auch, mit Steinmännchen und roten Hinweisen markiert. Der Einstieg sah recht vielversprechend aus und ich dachte mir, wenn das so weitergeht wird das heute nichts mit dem Berg.
Doch es ging überraschend gut weiter. Der Weg war bis zu einem größeren Sattel mit schon guter Aussicht hervorragend ausgeputzt, nicht zu kletterig und ganz toll markiert.
Ich fragte mich ständig, was Einheimische bewegt einen solchen Weg zu pflegen? Normalerweise stößt man auf Unverständnis wenn man nach einen Monopati fragt und hier einfach den Berg hoch, ohne Ziel? Merkwürdig.
Auf jeden Fall gewinnt man schnell an Höhe und so ungefähr ab 500 Meter über dem Meer kommen ganz viele Herbstzeitlose zum Vorschein.
Die Aussicht in die Umgebung wird auch immer besser. Dann kommt ein Aussichtspunkt, wo dem fleißigen Wanderer die schier endlosen Staubstraßen hinter Ydroussa zu Füßen liegen.
Ab dieser Stelle ist der Weg nicht mehr gut markiert, tausend Ziegenfüße trampelten schon mal alles kurz und klein und der Waldbrand tat sein übriges um dem Wanderer den weiteren Aufstieg schwer zu machen.
Umso mehr Baumzombies erscheinen umso steiler wird nun der Hang.
Gut, dass die „untoten“ Bäume noch recht fest stehen, so kann man sie als Aufstiegs- bzw. Kletterhilfe benutzen.
Die Kapelle ist hier recht mickrig ausgefallen und besteht eigentlich nur aus einer Kiste mit montiertem Kreuz, ein paar gemalten Kreuze an den Felsen und einem Steinkreuz.
Für mich als Rastplatz hats gereicht. Von hier bin ich dann ohne Rucksack bis zum Gipfel geklettert. Die Aussicht war fantastisch. Das hätte ich so nicht erwartet. Die Mühe lohnte sich also!
Die Küstenstraße sieht von hier oben aus wie aus einem Flugzeug betrachtet.
Da es zwischenzeitlich schon fast 17 Uhr war, wollte ich einfach nur wieder heil runter. Ich konnte überhaupt nicht einschätzen wie lange das dauert, da ich nach oben schon sehr viel schauen musste um eine gute Route zu finden.
Obwohl ich normalerweise gerade beim bergab Klettern absolut kein Held bin, ging es trotzdem erschreckend gut. Ich wäre im Elan fast am deponieren Rucksack vorbei gerutscht und hätte mein Mittagessen verpasst – aber halt nur fast 😉
Danach gings noch besser und so war ich schon um 18 Uhr wieder am Schotterwegeinstieg angekommen – nach oben hatte ich deutlich länger gebraucht.
Wieder am Auto angekommen bin ich erstmal die Küstenstraße ein Stück gefahren um mir das geleistete auch von unten anzuschauen.
Sehr seltsam bleibt trotzdem, warum auf Samos ein solcher Weg existiert. Aber es ist gut so und er wurde von mir bestimmt nicht das letzte Mal benutzt!
Wenn man einen Nachmittag zur Verfügung hat, die Höhenmeter nichts ausmachen und man gerne ein wenig klettert, ist das die ideale Beschäftigung.
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