Nachdem ich den Rest der Familie erfolgreich am Flughafen los geworden bin, konnte ich den restlichen Nachmittag endlich mal richtig Wandern…
Quatsch, aber ich wollte noch zur Sonnenuntergangs Kapelle der Tour 15 und zur Prof. Ilias über Samos Stadt.
Das war dann auch ein ausgefüllter Nachmittag.
Vom Löwenplatz aus geht es endlose Treppen nach oben – von unten sieht man schon das Ziel.
Nach einigem hin und her kommt man an eine Stelle, an der früher mal der Weg weiter bergauf gegangen ist. Nun ist dort jedoch die tiefe Schlucht der Umgehungsstraße, die man bis zur Kapelle auf der anderen Seite überwinden muss.
Von da an geht es erstmal steil, dann gemäßigt immer weiter bergauf der Profits Ilias Kapelle mit den vielen Antennen entgegen. An einem alten Ikonisma auf der linken Seite könnte ein alter Pfad zum Abkürzen der Serpentinen benutzt werden. Der Pfad ist aber schon jahrelang nicht mehr benutzt worden und dementsprechend zugewuchert. Ich habs trotzdem probiert und nach der Hälfte festgestellt, dass ich es lieber nicht getan hätte, aber da war es schon zu spät. Auch der Ausstieg, wieder auf den Schotterweg ist aufgrund des Straßenbaus mehr Geröll-Steilhang als Weg. Aber es war zumindest eine Abwechslung.
An der Staubstraßen-Abzweigung zur Kapelle geht ein kleiner gut sichtbarer Wanderweg direkt hoch, so dass man wenigstens dieses Stück keinen Staub schlucken muss. Der große Steinkegel und die Kapelle sind dann schnell erreicht und die gute Aussicht lässt die Mühe schnell vergessen.
Es ist nur recht schwierig einen guten Platz für ein Foto ohne die Antennen zu finden, dafür öffnet sich auch der Blick auf die Nordostküste mit den kleinen Inselchen.
Bei den Antennen steht wahrscheinlich schon sehr lange das Gerippe eines alten VW.
Nach unten zum Schotterweg bin ich dann schnell gelaufen, aber ich entschied mich für den Rückweg noch um den Berg herum, eine Etage tiefer zu gehen, um bei dieser Kapelle mit der tollen Aussicht vorbei zu schauen, die wir schon viele Jahre nicht mehr besucht hatten:
Ich habe mich bei der weiteren Wegführung auf Open-Street-Map verlassen, dort ist kurz vor Erreichen der Umgehungsstraße ein Schotterweg wieder nach oben auf den Weg zum Flüchtlingslager eingezeichnet. Pustekuchen, das war wohl nichts – diese Straße oder Weg gabs nie. Dort ist ein Feld bzw. ein Zaun mit Stacheldraht und viele Schilder. Der Besitzer ist es wohl leid, wenn man ihm auf der Suche nach dem vermeintlichen Schotterweg durch sein Grundstück trampelt. Also musste ich runter zur Straße, dort ein ganzes Stück entlang und dann wieder an der gleichen Stelle wie zu Beginn der Tour links hoch zur Kapelle und dann zu dem Schotterweg der oberhalb des Flüchtlingslager entlang führt.
So bin ich dann gleich an der Engstelle der Umgehungsstraße vorbei gekommen. Dort ist gleich nach Fertigstellung der Hang abgestürzt, weil man ihn nicht gesichert hatte. Hier ist nun die Straße meterhoch mit Geröll bedeckt – keinen kümmert, kann der wenige Verkehr z.B. zum Krankenhaus oder zum Sportplatz durch die vorhandenen zwei Fahrspuren doch auch abgewickelt werden. Ich frage mich, wieso man die Straße dann überhaupt so groß gebaut hat? Wahrscheinlich gabs nur so die vielen Fördergelder… Es ist schrecklich.
Nun kam das Flüchtlingslager. Ich habe ja schon viel in Zeitungen und im Fernsehen über die Verhältnisse in den griechischen Hotspots gelesen und gesehen – wenn denn überhaupt die Presse zugelassen ist – aber mal selbst zu sehen, wie es dort zu geht ist schon etwas anderes. Bilder habe ich dort keine gemacht. Die Menschen dort sind ja keine Tiere im Zoo.
Mir kamen sofort die ach so armen Hunde und Katzen in den Kopf, um die sich die besorgten mitteleuropäischen Touristen, die sich noch vor dem Besuch auf Samos eifrig erkundigen, ob man denn Flüchtlinge auf Samos sieht, liebevoll und aufopfernd kümmern.
Wenn man hier sieht, wieviel Menschen – übrigens sah ich überwiegend Frauen, Kinder und Jugendliche – hier eingepfercht sind, haben es die streunenden Hunde und die Müllkatzen doch deutlich besser.
Ich habe so lange hier nichts mehr geschrieben, weil ich das gesehene erstmal verdauen musste. Ich weiß eigentlich nicht was ich schreiben soll, aber totschweigen wie die meisten anderen, kann ich das auch nicht.
Wie ich hier in einem Artikel aus Österreich gelesen habe, kam es einen Tag vorher erst zu einem Zwischenfall dort.
diepresse.com
Dort steht auch, dass in dem Lager für eigentlich 700 Personen 2400 untergebracht sind. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen beim Vorbeigehen. Zwischen den total überfüllten Baracken ist alles vollgestopft mit normalen, kleinen Campingzelten. Jeder freie Platz ist zugestellt, nur damit die Menschen wenigstens ein Dach über dem Kopf haben. Die können sich kaum bewegen ohne jemandem auf die Füße zu treten. Da wunderte man sich dass die teilweise stark traumatisierten Leute austicken?? Bei uns geht man dagegen wegen Lappalien zum Psychiater.
Ich habe natürlich auch keine Lösung. Die Flüchtlingsströme und die Ursachen auf der ganzen Welt zu bekämpfen ist uferlos und so etwa wie das Böse auf der Welt zu bekämpfen. Man bräuchte auf jeden Fall mehrere Generationen und vor allem eine gute Ausbildung vor Ort. Das wirkt natürlich kurzfristig nicht und umso besser die Bedingungen der Flüchtlinge in Europa sind, umso mehr machen sich auf den Weg – durch die Medien im Internet kann jeder gleich sehen, wie gut es den Menschen hier ja geht. Aber eins weiß ich, so wie hier kann man mit Menschen nicht umgehen und die Heuchelei vor Ort muss aufhören. Man kann nicht so tun als gäbe es diese 2400 Menschen über Samos Stadt nicht.
Wer nicht auf diese schöne Insel kommen will, nur weil es hier Flüchtlinge gibt, der verkennt die geografische Situation. Hier ist nunmal die Außengrenze der EU und wir haben eine gemeinschaftliche Aufgabe das zu regeln. Da sind wir wieder bei den Hunden und Katzen. So wie mit ihren Tieren gehen die Griechen offensichtlich auch mit den Flüchtlingen um – es ist ihnen scheißegal wie die hausen – sie hätten ja nicht kommen müssen.
Das ist so und wird sich bei der Mehrzahl der Menschen hier auch nicht ändern. Ich wünschte mir bloß, dass sich dann wenigstens die wohlhabenden Touris, bevor sie sich um Hunde und Katzen sorgen, erstmal über ihre eigene Spezies Gedanken machen.
Einen Artikel aus der Welt / Kulturteil habe ich auch zum Thema gefunden. Der wurde schon mit sehr viel Frust im Bauch geschrieben, trifft aber meiner Meinung nach die Situation vor Ort recht gut, auch wenn die Örtlichkeiten etwas durcheinander gebracht wurden.
Nun wieder zurück zum Thema. Nach dem Lager geht es hinunter zur Umgehungsstraße und zum ehemals schönen Kalderimi, der nach dem Bau der Umgehungsstraße größtenteils zerstört war und umständlich wieder restauriert wurde – bzw es wurde damit begonnen ihn wieder herzustellen. Dabei ist es bis heute geblieben. Der Weg ist immer noch eine Baustelle. Hier fängt man sowas nur an, um die Fördergelder zu kassieren und dann lässt man es sein – es braucht ja niemand!
Man kommt aber durch, bis zur „Sonnenuntergangs-Kapelle“:
Jetzt wurde es spannend, hat doch erst vor ein paar Tagen jemand von einer Möglichkeit geschrieben hinunter zur Umgehungsstraße zu kommen, nachdem der Garten für den ursprünglichen Umweg versperrt wurde.
Und tatsächlich, es geht ganz gut. Am Ende des Schotterwegs einfach geradeaus in Richtung Umgehungsstraße laufen und den Hang herunter. Das haben offensichtlich schon viele so gemacht und mit ein wenig Geschick ist es auch kein Problem.
Von oben:
Von unten:
Jetzt geht es auf der bekannten Tour 15 an einigen Kapellen vorbei, teilweise auf altem Kalderimi nach Vati und dann herunter zum Parkplatz am Wasser:
Besonders die bekannte Ruine der byzantinischen Doppelkapelle in Vati ist ein Foto wert:
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