Am Montag, unserem letzten reinen „Männertag“, hatten wir großes vor.
Wir wollten einen der wenigen für uns unbekannten und evtl. noch für mich wenig schwindelfreien Wanderer geeigneten Pfade in das Kerkismassiv ausprobieren.
Um 9 Uhr früh sind wir also in Drakei losgelaufen. Das Wetter spielte uns zuerst einen Streich und meinte die ersten Wolken des nahen Herbstes hervorzubringen zu müssen:
Entsprechend dampfig war es auch auf dem ersten Streckenabschnitt, an der Felswand hinter Drakei, auf schönem alten Pfad entlang.
Schnell gewinnt man aber an Höhe und kommt dann auf den Schotterweg, der zu dem ersten großen Ziegenstall führt.
Von dort zeigt ein kleines Holzschild in den Wald hoch, auf dem das Ziel „Vigla“ gerade noch zu erkennen ist.
Der weitere Streckenverlauf bis zum oberen Ziegenstall bzw. -platz (auch Ende der Schotterstraße) ist ohne Track unmöglich zu finden, da die laut Rother Wanderführer angeblich guten gelben Markierungen gänzlich fehlen oder evtl. als fahlgelben Flecke, die auch Flechten sein könnten, maximal erahnt werden können. Zudem erschweren auch tausende von Ziegenpfaden, die wild durch das Gelände führen, die Orientierung.
Zum Glück gibt es jemanden, der bei Open-Street-Map (OSM) diesen Weg sehr exakt eingepflegt hat, so dass wir ihn mit dem GPS-empfangsstarken Smartphone und der entsprechenden Offlinekarte nach einigem, nervigen hin und her, gefunden haben – wirklich schneller als der Schotterweg war das jedoch nicht, landschaftlich aber wenigstens viel schöner. Von enem Punkt auf diesem Pfad sahen wir zum ersten Mal unser Ziel, die Zastana und schon tief unter uns, den Ausgangsort Drakei.
Nach dem Ziegenstall ging dann der echte Bergpfad los, der wieder eigentlich als gut markiert beschrieben war, aber zur Zeit ohne Track oder OSM für uns nicht machbar gewesen wäre.
Die alten, fahlgelben Markierungen dienten bestenfalls hin und wieder als Bestätigung, dass die eingeschlagene Route nicht ganz falsch sein kann, mehr aber nicht.
Für nicht ganz schwindelfreie Wanderer wie mich, waren einige Abschnitte über Geröllfelder und an Felswänden entlang recht grenzwertig.
Nach anstrengenden 3:45 Stunden in der Senke vor der Zastana angekommen, dachte ich erstmal nur mit Schrecken an den Abstieg.
Der kurze Aufstieg von dort auf die Zastana fällt dagegen sehr harmlos aus und bringt einen sehr schönen Ausblick auf die Nordwestküste.
Wir wollten jedoch auch den wieder laut Rother Wanderführer „ohne weitere Schwierigkeiten“ beschriebenen Weg von dort zur Vigla ausprobieren. Ich war durch schlechte Erfahrungen mit diesem Samos Wanderbuch natürlich schon vorsichtig und machte mir ein eigenes Bild der Situation. Es ist natürlich eine ca. 4 km lange Strecke von der Senke zur Vigla, mit einem Höhenunterschied von ca. 350 Metern. Die größte Strecke geht auf einem unwegsamen Grat entlang und der Abschluss, auf den Vorberg der Vigla ist zudem auch noch sehr steil. Man erkennt die Entfernung und den Höhenunterschied recht gut auf diesem Bild aus der Senke heraus:
Nachfolgend einige Impressionen vom Weg und Vigla:
Wir benötigten für die Strecke Zastana Vigla ungefähr eine Stunde. Der Abstieg wieder in die Senke kostete uns jedoch ca. 1,5 Stunden. Es war gut anstrengend, da man die ganze Zeit von Stein zu Stein hüpfen und sich gut konzentrieren muss.
Der weitere Rückweg war aufgrund der vorherigen Erfahrungen jedoch bis auf die schlechte Markierung nicht mehr so schlimm. Vom oberen Ziegenstall liefen wir dann jedoch den Schotterweg bis zur Abzweigung auf den Pfad an der Felswand entlang nach Drakei.
Dort trafen wir um ca. halb Neun gerade noch so in der letzten Dämmerung ein.
Ein ausgefüllte Tag, ohne dass wir, bis auf Drakei, eine Menschenseele getroffen hätten – so muss es sein und dass nächste Mal fällt die Orientierung dann auch etwas leichter.
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